Aus Psychologischen Fachzeitschriften

Wie beeinflussen Routinen das Entscheidungsverhalten?

Menschliche Routinen spielen eine entscheidende Rolle in Bezug auf die wissenschaftliche Erklärung des Phänomens menschlicher Entscheidungsfindungsprozesse. Dabei geht es zum einen um eine kurze Situationsdarstellung des Integrationsproblems von Routinen in der Entscheidungsforschung. Zum anderen geht es um die Identifizierung der Relevanz des Routinenparadigmas für die kognitiv-psychologische Entscheidungsforschung.

Die Rolle des Routinenparadigmas in der Entscheidungsforschung.

Im Bereich der Entscheidungsforschung, hat sich noch kein wirklicher Paradigmenwechsel in Richtung einer Miteinbeziehung von Routinen als elementare Einflussfaktoren für menschliches Entscheidungsverhalten vollzogen. Obwohl es bereits erste zarte Annäherungsversuche zwischen den Disziplinen gibt, weist Betsch daraufhin, dass gerade Routinen viel stärker unsere intrapsychischen Entscheidungsfindungsprozesse beeinflussen, als wie dies bis dato in der Forschung geschieht. Seiner Einschätzung nach bezieht die Entscheidungsforschung diesen westlichen Faktor zurzeit noch viel zuwenig in ihre Grundlagenforschung mit ein, wobei gerade das Wissen über menschliche Routinen im Hinblick auf den Einfluss von handlungsbezogenem Vorwissen auf nachfolgende Entscheidungen, eine wichtige Erkenntniskomponente in Bezug auf die Dekodierung des Entscheidungsverhalterns darstellt. Tilmann Betsch weist vor diesem Hintergrund darauf hin, dass eine Vielzahl von Integrationsmöglichkeiten für Routinen in bestehende Entscheidungstheorien bestehen (vgl. Betsch 2005, S. 268f).

Das Integrationsbedürfnis des Routinenparadigmas

In diesem Zusammenhang, befassten sich Betsch, Habertroh und Höhle (2002) in einer Übersichtsarbeit mit der Thematik und kamen zum Ergebnis: Dass z.B. das Verhaltensmodell von Triandis, das Recognition-Primed-Decision-Modell von Klein, die Konflikttheorie von Janis und Mann und das Kontingenzmodell von Betsch und Mitchell zur Adaption des Routinenparadigmas geeignet wären. Tilmann Betsch weist in Anbetracht dieser theoretischen Integrationsmöglichkeiten darauf hin, dass die kognitive Entscheidungsforschung den zarten Paradigmenwechsel in Richtung einer Integration des Routinenansatzes auf theoretischer und methodischer Ebene konsequent vorantreiben muss, da sich ansonsten zukünftig keine gesamtintegrativen Entscheidungsforschungsansätze entwickeln können, welche der umfassenden Erforschung alltäglicher menschlicher Entscheidungen gerecht werden. Betsch vertritt in diesem Zusammenhang die Ansicht, dass man menschliche Entscheidungen vor allem kontextbezogen interpretieren sollte. Im Speziellen geht er davon aus, dass eine Erklärung von alltäglichem menschlichem Entscheidungsverhalten ohne die Berücksichtigung von individuellen Erfahrungen und den damit verbunden Lern- und Kognitionsprozessen nicht hinreichend realisierbar ist. Entscheidungsfindungsprozessen, welche mentale Repräsentation, stimulusgesteuerte und automatische Implementierung von Entscheidungsmustern, die Aktivierung von Wiederholungsmechanismen und non-kompensatorischen Auswahlstrategien in sich integrieren. Anhand einiger angeführter Forschungsstudien, zeigt Betsch die Notwendigkeit zur Integration des Routine-Paradigmas, für eine multiperspektivische Erklärbarkeit menschlichen Entscheidungsverhaltens auf (vgl. Betsch 2005, S. 263-267).

Die Bedeutung der Routinen für die Entscheidungsbildung

In den letzten 50 Jahren hat die psychologische Entscheidungsforschung wie bereits angesprochen, wenig für die Implementierung dieser Sichtweise getan. Das Konzept der Routine erweitert den bisherigen Erkenntnisstand der Entscheidungsforschung, vor allem in Bezug auf jene Annahmen menschlicher Lernbedingungen und Handlungswahlmuster in Entscheidungsfindungsprozessen, welche mentale Repräsentation, stimulusgesteuerte und automatische Implementierung von Entscheidungsmustern, die Aktivierung von Wiederholungsmechanismen und non-kompensatorischen Auswahlstrategien in sich integrieren. Anhand einiger angeführter Forschungsstudien, zeigt Betsch die Notwendigkeit zur Integration des Routine-Paradigmas, für eine multiperspektivische Erklärbarkeit menschlichen Entscheidungsverhaltens auf. Die Erkenntnisse die Betsch aus all den angeführten Versuchsanordnungen herausfiltert sind: Dass es vor allem in Entscheidungssituationen unter Zeitdruck und ohne Feedbackmöglichkeit vermehrt zu Routinehandlungen kommt, da unter diesen vorherrschenden Rahmenbedingungen der Prozess der Informationssuche, welcher ein wichtige Vorstufe der konkreten Entscheidungsbildung darstellt stark limitiert wird. Im Gegensatz dazu konnte Betsch auch aufzeigen, dass bei Versuchungsanordnungen mit Feedbackmöglichkeit und ohne Zeitdruck auch vermehrt nicht-routiniertes Entscheidungshandel bei Probanden zu verzeichnen war. Diese Erkenntnisse implizieren die Frage, welcher situativen Elemente es bedarf, damit Routinen durchbrochen werden können. Welcher Dosis an wiederkehrenden Negativmomenten infolge von Routinehandlungen es bedarf, damit es zur Implizierung einer Verhaltensänderung kommt, kann alleine schon aufgrund der Tatsache, dass die konkrete Motivation zu einer Verhaltensänderung noch lange keinen tatsächlichen Bruch mit Routinen bedeuten muss nur sehr selten schwer bestimmt werden. Im Allgemeinen scheint es jedoch vor allem Individuen zu geben, welche eher stärker routineorientiert entscheiden als andere, dies sind meist Personen (starke Entscheider), welche andauernd viele Entscheidungen in sehr kurzer Zeit zu treffen haben. Es wird vor allem zukünftig die Aufgabe der Entscheidungsforschung sein, das hochkomplexe Forschungsfeld des menschlichen Entscheidungsverhaltens noch nachvollziehbarer zu entschlüsseln (vgl. Betsch 2005 S. 261-269).

Verwendete Literatur

Betsch, T. (2005). Wie beeinflussen Routinen das Entscheidungsverhalten? Psychologische Rundschau, 56, 261-270. (vgl. Neber, 2004, S.27):




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