Aus Psychologischen Fachzeitschriften

Werner Traxel

Zur Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Psychologie im so genannten Dritten Reich 

Die Zeit des DGP vor dem 2. WK, als sich Juden offiziell noch im Vereinsregister befanden.

„Es fehlen viele der Dokumente des DGP, die belegen könnten, wie sich die Geschichte der Deutschen Psychologie im Einzelnen verhielt. Im Wesentlichen gibt es nur wenige Quellen, die man zu diesem Thema nutzen kann. Zur Verfügung stehen die Berichte über die Kongresse der DGPs in der NS-Zeit, und zwar über den Kongress in Leipzig 1933 (Bericht: Klemm, 1934), Tübingen 1934 (Klemm, 1935), Jena 1936 (Klemm, 1937) und Bayreuth 1938 (Klemm, 1939). Die Berichte beinhalten Kurzfassungen, Sammelreferate, Ermahnungen usw. In diesen Berichten wird dargestellt, wie in vielen Fällen die Streichung von Juden aus dem Register des DGP von einer Mehrheit im Verein stillschweigend hingenommen wurde“ (Traxel 2004, Psychologische Rundschau, S. 21). 

Die Zeit der „Gleichschaltung“

Das Phänomen der Gleichschaltung handelt vom Ersetzen der Juden, durch Arier, in der DGP. Warum war dieser Vorgang so wichtig für das NS-Regime? Werner Traxel, 2004, vertritt als Zeitzeuge die Meinung, „dass Studenten der Psychologie in Deutschland, deutsch denken und handeln sollen.“ Diese Vereinheitlichung der Studenten (Ariern) führte dazu, dass praktisch kein Austausch mehr mit „ausländischen“ Studenten erfolgte, was wiederum dazu führte, dass die Deutsche-Gesellschafts-Psychologie kaum mehr Fortschritte erzielen konnte. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde die Gleichschaltung im großen Stil durchgeführt, um sich die Macht, durch das Beherrschen einer Psychologischen Elite, zu sichern.Wer treibt die Gleichschaltung am heftigsten voran? Der sächsische Minister für Volksbildung, der Erbforscher W. Hartnacke, traf bei seiner Eröffnungsrede am 13. Kongress in Leipzig folgende Wortwahl. „Der neue Staat pflegt die Wissenschaft mit mindestens dem gleichen Ernste wie jeder Staat vor ihm… . Allein es gibt Wissenschaftspflege auf verschiedenem Wuchsfelde. Je nach dem Felde, auf dem sie wächst, ist die Wissenschaft gut und segensvoll oder aber bedenklich und schädliche Frucht bringend. Was fordert und fördert der neue Staat als Wissenschaftsbetrieb und was lehnt er ab? Die Wissenschaft ist in die Ganzheit unseres Seins einbezogen, und sie darf sich an keiner Stelle mit dem Wohle des Ganzheitsstaates stoßen oder gar feindlich berühren. Wissenschaft, die sich den Interessen des Ganzheitsstaates entgegenstellt, ist als volksfeindlich abzulehnen.“ (Klemm, 1934)

Verwendung des DGP in der Wehrmachtspsychologie

Nach der Machtübernahme verwendeten die Nazis deutsche Psychologen für militärische Zwecke, wie die Auswahl von potentiellen Offizieren, Kraftfahrern usw. Warum war es den Nazis möglich, Wissenschaftler für militärische Zwecke zu missbrauchen? Die immer weniger gebrauchten Psychologen, die sich seit einigen Jahren in wissenschaftlicher Stagnation befanden, hatten nun, nach der Machtübernahme, die Chance Erfolg zu haben, in der immer stärker gerüsteten Wehrmacht, die keine Kosten scheute psychologisches Kriegswerkzeug, Psychologen, für ihre Zwecke einzusetzen. Aber auch dieser Aufschwung des DGP war nur von kurzer Dauer. Zu keiner Zeit hatte die Psychologie nur Freunde. Neben Gegnern, vorwiegend aus der Wissenschaft, kamen aber auch politische hinzu. In der Eröffnungsrede von E. R. Jaensch („Wozu Psychologie?“, in Klemm, 1939, S 7-30) klagte er „dass der eine oder andere Parteigenosse vor der angeblich nationalsozialistisch anrüchigen Psychologie geradezu gewarnt worden sei“.

Quelle

Klemm, O. (Hrsg.). (1934). Bericht über den XIII. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Leipzig vom 16.-19.Oktober 1933. Jena: Fischer.

Klemm, O. (Hrsg.). (1939). Bericht über den XVI. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Bayreuth vom 2.-4. Juli 1938. Leipzig: Barth.

Traxel, W. (2004). Zur Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Psychologie im so genannten Dritten Reich. Forschungsbericht. Göttingen: Hogrefe.




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