Depressionen
Depressionen zählen zu den häufigsten Gründen für
Berufsunfähigkei, wobei die Störung dabei in der Regel in mehr oder
weniger ausgeprägten Schüben verläuft. Betroffene müssen im Schnitt mit
vier depressiven Phasen im Leben rechnen, die sowohl schleichend als
auch ganz plötzlich beginnen können. Manisch-Depressive,
bei denen sich übermäßig gehobene Stimmung und tiefe
Niedergeschlagenheit abwechseln, erleben mehr und kürzere Phasen. Deren
Abstände schrumpfen zudem, je länger die Störung anhält.
Die Ursachen der Depressionen sind
vielfältig und bleiben bei vielen Patienten unbekannt. Auslöser kann ein
Schicksalsschlag sein. Es gibt aber auch Depressionen, die von einem
ungelösten, frühkindlichen Konflikt herrühren, der bis ins
Erwachsenenalter hinein getragen wird.
Als Erschöpfungsdepression gilt das Leiden, wenn die Depression von anhaltender psychischer Überlastung herrührt. Bei der endogenen Depression vermutet
man eine erbliche Komponente. Auch organische Krankheiten können
Depressionen auslösen. Insbesondere können Störungen des Botenstoffwechsels im Gehirn zu Depressionen führen.
Der Depressive hat anhaltende gedrückte und traurige
Stimmung, wobei die Symptome am Morgen oft schlimmer sind als abends.
Die Patienten ziehen sich zurück und verlieren das Interesse an
gesellschaftlichen Kontakten und an vielen anderen Dingen des Lebens.
Oft kommen Angst und unbegründete Schuldgefühle hinzu sowie das Gefühl
völliger Wertlosigkeit. Depressionen sind die Hauptursache für
Selbstmorde.
Mit modernen Psychopharmaka und Psychotherapie
kann den Erkrankten oft geholfen werden. In manchen Fällen ist auch
gezielter Schlafentzug oder eine Lichttherapie sinnvoll. Nach Abklingen
der Symptome muss die Behandlung meist sechs bis zwölf Monate
fortgesetzt werden, da ein hohes Rückfallrisiko besteht.
Potenzial einer Psilocybin-Therapie nachgewiesen
Daws et al. (2022) haben die subakuten Auswirkungen von Psilocybin auf
die Gehirnfunktion in zwei klinischen Studien zur Depression untersucht.
Die erste war eine offene Studie mit oral verabreichtem Psilocybin bei
Patienten mit behandlungsresistenter Depression. Die funktionelle
Magnetresonanztomographie wurde zu Studienbeginn und einen Tag nach
einer 25-mg-Dosis aufgezeichnet. Bei der zweiten Studie handelte es sich
um eine randomisierte, kontrollierte Doppelblindstudie zum Vergleich
der Psilocybin-Therapie mit Escitalopram. Patienten mit schweren
depressiven Störungen erhielten entweder oral eingenommenes Psilocybin
im Abstand von drei Wochen plus sechs Wochen tägliches Placebo oder oral
eingenommenes Psilocybin im Abstand von drei Wochen plus sechs Wochen
tägliches Escitalopram. In beiden Studien war die antidepressive
Reaktion auf Psilocybin schnell und anhaltend und korrelierte mit einer
Abnahme der funktionellen Magnetresonanztomographie-Modularität der
Gehirnnetzwerke, was darauf hindeutet, dass die antidepressive Wirkung
von Psilocybin von einer globalen Zunahme der Integration der
Gehirnnetzwerke abhängen könnte. Es zeigte sich auch eine erhöhte
Konnektivität zwischen den Gehirnarealen, wobei die erhöhte funktionelle
Verbindung einer beschriebenen subjektiven erhöhten Flexibilität und
emotionaler Entspannung entsprechen könnte. Die antidepressive Reaktion
auf Escitalopram war milder und es wurden keine Veränderungen in der
Organisation der Gehirnnetzwerke beobachtet. Konsistente, mit der
Wirksamkeit zusammenhängende Veränderungen im Gehirn, die mit robusten
antidepressiven Wirkungen in zwei Studien korrelieren, legen daher einen
antidepressiven Mechanismus für die Psilocybin-Therapie nahe, und zwar
durch eine globale Zunahme der Integration von Gehirnnetzwerken.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist aber noch immer nicht abschließend
geklärt, was die erhöhte funktionelle Verbindung nach der Einnahme von
Psilocybin genau bedeutet oder reflektiert, denn in anderen Studien
wurde gezeigt, dass ähnliche Veränderungen auch durch andere serotonerge
Substanzen ausgelöst werden können und möglicherweise nicht spezifisch
für Psychedelika sind. Damit Psychedelika in der Therapie von
Depressionen zugelassen werden können, fehlen noch größere
Phase-III-Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit an großen
Probandengruppen überprüften. Bestenfalls würde diese Forschung auch in
einem Biomarker resultieren, der schon vor der Behandlung vorhersagen
lässt, ob ein Betroffener bzw. eine Betroffene von der Therapie
profitieren kann (Stangl, 2021).
Literatur
Stangl, W. (2021, 17. April).
Halluzinogene. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
https://lexikon.stangl.eu/3616/halluzinogene.