Psychologische Begriffsbestimmungen

Enkulturation 

Gemeinsamkeiten:

Unterschiede:

vor allem in der genaueren Definition

Eigene Definition des Begriffs

Enkulturation als Teil der Sozialisierung ist das unbewusste Hineinwachsen in die umgebende Kultur durch die Aneignung von Grundverhaltensweisen und Handlungsgewohnheiten.



Siehe auch das
Lexikon für Psychologie und Pädagogik

Zu weiteren psychologischen Begriffen


Dieses Fremdwort wurde 1947 von dem nordamerikanischen Kulturanthropologen Melville H. Herskovits in die Wissenschaft, 1962/1963 von den deutschen Soziologen Dieter Claessens und Gerhard Wurzbacher im deutschsprachigen Raum und 1968 von dem deutschen Erziehungswissenschaftler Werner Loch in die Pädagogik eingeführt (vgl. Papenkort 2004).

Doch was bedeutet Enkulturation eigentlich?

Der deutsche Erziehungswissenschaftler Werner Loch (1969, S. 122ff) erklärt Enkulturation als „Das Lernen der Kultur“ oder „Die Entwicklung in die Kultur“.

Im Gegensatz dazu sieht Samum (2005) die Enkulturation als das unmerkliche Hineinwachsen in die jeweilige eigene Kultur. Zuerst ist man ein neutrales und kulturfreies Neugeborenes und entwickelt sich zu einem kulturell integrierten Erwachsenen. Ebenfalls ein Teil der Enkulturation ist die automatische, nicht durch Erziehung gesteuerte Verinnerlichung einer Kultur. Die Erziehung und das somit bewusst geplante Hineinwachsen in eine Kultur wird nur als Enkulturationshilfe angesehen.

Einen guten Vergleich liefert der Ethnologe Nigel Barley (1999, S. 9), der die eigene Kulturhaftigkeit mit unserer eigenen Nase vergleicht: "Wir sehen sie nicht, weil sie genau vor unseren Augen liegt und wir gewohnt sind, die Welt unmittelbar durch sie hindurch zu betrachten. Wenn wir sie überhaupt wahrnehmen, sehen wir sie als Teil der Welt. Die Kultur der Anderen indes ist, wie die Nasen in ihren Gesichtern, offenkundig und bietet sich für unvoreingenommene und langwierige Forschungen und Vergleiche an."

Häufig wird die eigene Kultur als normal oder natürlich angesehen, da die eigene Kulturhaftigkeit nur im Kontrast zu anderen, fremden Kulturen erfahrbar ist. Da heutzutage immer mehr Jugendliche mit vielen verschieden und häufig widersprüchlichen Kulturen konfrontiert werden, ist es wichtig, sich mit diesen unterschiedlichen Normen und Werten auch auseinanderzusetzen. Dadurch kann Kultur-Zentriertheit, Ethnozentrismus, Rassismus und dem Nationalismus entgegengewirkt werden. Hierfür stehen weltweit Workcamps, Schüleraustauschprogramme, etc. zur Verfügung, um Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihren Kultur-Horizont zu erweitern (vgl. Bazzi 1980, S. 31ff).

Enkulturation ist für mich die Entwicklung in eine Kultur unter dem Einfluss der Erziehung und dem Umfeld. Die eigene Kulturhaftigkeit wird einem aber erst bewusst, wenn man diese mit anderen Kulturen vergleicht.


Anmerkung zum Begriff der Rasse: Während sich Hunde, Katzen oder Pferde genetisch in Rassen unterteilen lassen, gilt das für den Menschen nicht. Die Forschung zeigt zweifelsfrei, dass sich vom Aussehen oder Wohnort eines Menschen nicht auf seine genetische Veranlagung schließen lässt. Die genetische Vielfalt der Menschen ist immer größer als die Ähnlichkeit bei Individuen mit einer ähnlichen Hauttönung, Augenform oder sonstigen äußeren Merkmalen. Es gibt kein einziges Gen, noch nicht mal ein einziges Basenpaar, keinen einzigen fixierten Unterschied, der zum Beispiel Asiaten und Asiatinnen von Nicht-Asiaten bzw. Nichtasiatinnen trennt. Eine repräsentative Studie in Deutschland zeigte, dass sich Menschen nicht in Rassen unterteilen lassen, wissen durchschnittlich 57% der Erwachsenen mit einer deutlichen Alterstendenz. Während sieben von zehn 20- bis 29-Jährigen dieses Grundwissen haben, zeigt sich bei den 6- bis 9-Jährigen sowie den über 60-Jährigen das niedrigste Wissensniveau.

Unter Enkulturation versteht man die „Bezeichnung für die individuelle Aufnahme und Verarbeitung von Brauchtum, Sitte, Gütern, Normen und Werken des Kulturkreises in dem der einzelne lebt“ (Grüner, Kahl & Georg 1974, S.68)

Eine sehr genaue und umfangreiche Definition, für einen so einfachen Begriff -Enkulturation. Im Allgemeinen lassen sich diese zwei Zeilen ganz kurz fassen:

Enkulturation ist „das Hineinwachsen des Einzelnen in der Kultur der ihn umgebenden Gesellschaft;“ (Wermke, Klosa, Kunkel- Razun & Scholze- Stubenrecht 2001, S. 269)

Vereinfacht können wir sagen, dass die Menschen, die Kultur annehmen, in die sie hineingeboren wurden bzw. in der sie ihren Alltag, ihr Leben bewältigen. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Enkulturation)

Eine etwas weiter gefächerte Definition bietet uns die folgende Lexika- Definition.

Enkulturation ist „Eine gruppen- wie personspezifische Aneignung und Verinnerlichung von Erfahrungen, Gütern, Maßstäben und Symbolen der Kultur zur Erhaltung, Entfaltung und Sinndeutung der eigenen wie der Gruppenexistenz“ (Odenbach 1974, S.159)

Ich bin der Meinung, dass diese Definition ziemlich holprig ist, da zu viel hineininterpretiert werden kann.

Die für mich beste Definition, die ich auch als meine eigene Zusammenfassung nehmen möchte ist folgende:

Mit Enkulturation „wird der Prozeß bezeichnet, bei dem ein Individuum sich an die es umgebene Kultur anpasst. Das bedeutet im wesentlichen die Übernahme der sozialen Regeln, Einstellungen und Verhaltensmustern, die in dieser Kultur vorzufinden sind.“ (Brunner & Zeltner 1980, S.57)

Zusammenfassend kann man sagen, dass man unter Enkulturation die Veränderung oder Anpassung des Menschen an die Umgebung, Kultur und sozialen Regeln versteht- egal in welchem Alter.

Literatur

Barley, Nigel. (1999). Traurige Insulaner. Als Ethnologe bei den Engländern. London: DTV.

Bazzi, Danielle. (1980). Ist Enkulturation beobachtbar?. Ethno, 31-38.

Loch, Werner. (1969). Enkulturation als anthropologischer Grundbegriff der Pädagogik. In: E. Weber (Hrsg.), Der Erziehungs- und Bildungsbegriff im 20. Jahrhundert. (S. 122-140). Bad Heilbrunn/Oberbayern.

Papenkort, Ulrich. (2004). Enkulturation und Sozialisation I.

Online im Internet: http://www.kfh-mainz.de/downloads/sasp/papenkort/APKultur.pdf (2005-11-02).

Samum. (2005). Enkulturation.
Online im Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Enkulturation (2005-11-01).

https://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/Digital/Goetz-Was_macht_eine_Meldung_fuer_Kinder.pdf

Toaspern, H. (1971). Der Kulturaneignungskonflikt (S 37-38). Stuttgart: Enke.

Duden Band 5 (2005). (S 278) , Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag

Brusis, J. (2005). Microsoft Encarta

http://de.wikipedia.org/wiki/Enkulturation

Haller, V. (1994). Mädchen zwischen Tradition und Moderne (S 7). Innsbruck: Studien-Verlag

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