Psychologische Begriffsbestimmungen/7

Subkultur

Subkultur bezeichnet eine Teilkultur, die sich von der Gesellschaft – manchmal auch unfreiwillig – abhebt. Das heißt, dass diese Gruppen, die nach Normen und Werten unterschieden werden, ein individuelles Ziel haben.

1. Definition

„allgemeine Bezeichnung für die von einem kulturellen Zusammenhang mehr oder weniger abweichende Kultur einer Teilgruppe, die sich durch Klassenlage, Alter, Beruf, Region usw. vom Gesamt unterscheidet. Der Grad der Abweichung solcher Sonderkulturen vom übergreifenden Gesamt kann dabei von bloßen Modifikationen bis zur ausdrücklichen Gegenposition reichen“ (Fuchs, Klima, Wienold, Lautmann & Rammstedt 1988, S. 757).

2. Definition

Einerseits wird Subkultur in Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit unterteilt, andererseits auch nach progressiv und regressiv differenziert. Diskriminierung und Unterprivilegierung sind Gründe für unfreiwillige Subkulturen. Freiwillige Subkulturen wollen hingegen bessere soziale Lebensbedingungen sowie alternative Wert- und Normenstrukturen. Progressive Gruppen streben nach Veränderung bzw. Aufhebung bestehender Herrschaftsverhältnisse und regressive wollen die Erhaltung bzw. Wiederherstellung traditioneller gesellschaftlicher Standards (vgl. Reinhold 1997, S. 661ff).

3. Definition

Die Entstehung von Subkulturen wird durch bestimmte gemeinsame Merkmale von Personen begünstigt. Der einzelne hat ein hohes Maß an Identifikationsmöglichkeiten, weil sie zumeist die speziellen Lebensprobleme und sozialen Daseinsbedingungen besser berücksichtigt. Das verstärkt einerseits die Solidarität zur eigenen Gruppe, andererseits ist die Gefahr von Konflikten zwischen den Gruppen. Subkulturen können sich allerdings auch zu Gegenkulturen ausprägen und soziale Bewegungen hervorbringen – Beispiel dafür ist die Alternativbewegung (vgl. Hillmann 1994, S. 859f).

4. Definition

Subkulturen sind Lebensformen, in denen es einen „Ehrenkodex“, diverse Rituale, körpersprachliche Kommunikation oder auch Sondersprachen geben kann. Dies dient zur Selbstdarstellung der Gruppe. Viele Subkulturen haben innerhalb der Gruppe eine eigene Hierarchie oder Personen, die Administratives übernehmen.  Ursache für die Bildung von diesen Unterkulturen sind vor allem Benachteiligung, ökonomischer Überfluss, normativer Überfluss und Reizüberflutung (vgl. Endruweit & Trommsdorff 1989, S. 711f).

5. Definition

„Von einer „Subkultur“ sollte man nur dort sprechen, wo sich in einem Teilbereich der Gesellschaft nicht nur besondere Wert- und Normstrukturen und besondere kognitive Deutungsmuster und Ausdrucksformen herausbilden – in diesem Sinn gibt es „Teilkulturen“ in allen sozialen Schichten, in Stadt und Land, in verschiedenen Berufsgruppen usw. -, sondern wo der besondere abweichende Charakter der Teilkultur dadurch geprägt ist, dass ihre Träger sich zur Abschirmung, Abwehr oder sogar zur Opposition gezwungen sehen und dies noch einmal zur Herausbildung spezieller Ausdrucksformen, Deutungsmuster, Wertvorstellungen und Normen führt“ (Bahrdt 1984, S. 93).

Verwendete Literatur

Fuchs, W., Klima, R., Wienold, H., Lautmann, R. & Rammstedt, O. (1988). Lexikon zur Soziologie. Opladen: Westdeutscher Verlag GmbH.

Reinhold, G. (1997). Soziologie-Lexikon. München/Wien: R. Oldenbourg Verlag.

Hillmann, K.-H. (1994). Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag.

Endruweit, G. & Trommsdorff, G. (1989). Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart: Enke Verlag.

Bahrdt, H. P. (1984). Schlüsselbegriffe der Soziologie. Eine Einführung mit Lehrbeispielen. München: Verlag C. H. Beck.

Subkultur (lat.): Unter-Kultur. Unter Subkultur versteht man eine in sich geschlossene gesellschaftliche Teilkultur, die sich in ihren Institutionen, Werten, Normen, Bedürfnissen, Verhaltensweisen und Symbolen von der gesellschaftlich dominierenden Kultur (z.B. Mittelschichtkultur) unterscheidet. Subkulturen werden an deren Normen- und Wertesystem gemessen und bewertet“. (Soziologie Lexikon 1997, Seite 661-664, Prof. Dr. Helga Recker, München, Oldenburg Verlag)

„Subkultur: eine Bez. für Lebensformen, die sich als Teil- oder Gegenkultur von der Gesamtkultur einer Gesellschaft unterscheiden. Träger der S. sind mehr oder weniger große Gruppen von Menschen, die sich durch gemeinsame Merkmale (Einstellungen, Werte, Normvorstellungen, Bedürfnisse, Wünsche oder Lebensstile) und einen mehr oder weniger eigenständig ausgebildeten Handlungszusammenhang von den kulturellen und sozialen Normen der jeweiligen Gesamtgesellschaft abheben“.

(Brockhaus 1998, Seite 324, Leipzig – Mannheim, F.A. Brockhaus GmbH)

Subkultur, Soziologie: Bezeichnung für eigenständige Überlieferungen einer Gruppe, die sich von der vorherrschenden Kultur der umgebenden Gesellschaft deutlich abhebt; insbesondere bei ethischen und religiösen -> Minderheiten; Die Subkultur ermöglicht den Fortbestand und die Integration von Gruppen und ist umgekehrt vom Bestand dieser Gruppen abhängig“. (Bertelsmann Psychologie Lexikon 1995, Seite 471, Günter Hauptmann & Martin Kramer, Gütersloh, Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH)

„Subkultur (Englisch: subculture): Teile einer Gesellschaft, die sich nach bestimmten Merkmalen unterscheiden, bezeichnet man auch als Subkultur. Solche Merkmale können zum Beispiel sein: Schicht, Einkommen, Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit (Ausländer). Subkulturen entwickeln in der Regel ein eigenes Selbstverständnis und eigene Verhaltensmuster für ihre Mitglieder“.

Begriff Subkultur Online im Internet: WWW:

http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/projekte/slex/SeitenDVD/Konzepte/L54/L5407.htm (ohne Datumsangabe bzw. Interpreten)

Subkultur: Es handelt sich dabei um Zusammenschlüsse junger Leute, die sich durch die Entwicklung neuer Lebensformen, Ideologien und Verhaltensmuster gegenseitig im Kampf um die ihnen „verwehrte Rechte“ und gegen die als unangemessen empfundenen Pflichten unterstützen, aber auch einen Kampf gegen gesellschaftliche Missstände führen“.

(Entwicklungspsychologie 1993, Seite 354, Schenk & Danzinger, Linz, Bundesverlag)

Unterschiede und Gemeinsamkeiten:

In allen Quellen sprechen die Autoren von einer Gesellschaft, die sich anhand verschiedener Merkmale von den anderen abhebt. Schenk & Danzinger gehen dabei explizit auf den Zusammenschluss junger Leute ein, wobei die anderen Interpreten die Definition auf die Altersunabhängigkeit beziehen. Aus einem Fachbeitrag der Universität Hamburg wird davon gesprochen, dass diese Subkulturen ein eigenes Verhaltensmuster entwickeln.

Die wesentlichen Unterschiede der Definition liegen in der Ausführlichkeit wobei sich generell festhalten lässt, dass genauere Ausführungen der Definitionen in den Fachbüchern (Soziologie und Psychologie) zu finden sind.

Eigene Erklärung:

Subkultur – ist ein Zusammenschluss versch. Gruppen von Personen, die sich anhand verschiedener Merkmale, wie zum Beispiel kultureller, religiöser oder ethischer, von der restlichen Bevölkerung abheben bzw. unterscheiden.

Verwendete Literatur


Siehe auch das
Lexikon für Psychologie und Pädagogik

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