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Der Einfluss früher Bindungserfahrungen und aktueller mütterlicher Unterstützung auf das Verhalten von sechsjährigen Kindern in einer kognitiven Anforderungssituation

Bindung und emotionale Regulation

In kognitiven Anforderungssituationen spielt nicht nur die aktuelle elterliche Unterstützung eine große Rolle, sondern auch die Fähigkeit der Kinder zur emotionalen Regulierung. Frühere Bindungserfahrungen zeigen sich in sicherer, unsicher-vermeidender und unsicher-ambivalenter Bindungsqualität.

Sicher gebundene Kinder sind in der Lage sich mit frustrierenden Situationen auseinander zusetzen. Diese Kinder sollten diese Gefühle in ihr Bewältigungsverhalten mit einbeziehen, dadurch fällt es ihnen leichter, zu Lösungsprozessen zu gelangen. Wenn man sicher gebundene Kinder von ihrer Bezugsperson trennt, suchen sie nach der Trennung verstärkt die Nähe und den Kontakt zur Bezugsperson.

Unsicher-vermeidend gebundene Kinder empfinden, im Gegensatz zu sicher gebundenen Kindern, Emotionen als Ablehnung. Durch dieses Empfinden haben sie gegenüber ihrer Bezugsperson ein gewisses Misstrauen entwickelt. Unsicher-vermeidend gebundene Kinder kommen mit der Trennung von der Bezugsperson gut zurecht und sie fühlen sich nicht so stark betroffen wie sicher gebundene Kinder.

Unsicher-ambivalent gebundene Kinder versuchen ihre Bindung zur Mutter durch auffallendes Verhalten zu stärken, da für sie die Bezugsperson nicht immer verfügbar war und sie somit die Beziehung aufrechterhalten wollen. Jedoch können unsicher-ambivalent gebundene Kinder diese Emotionen nicht zur Bewältigung kognitiver Anforderungssituationen nützen. Da unsicher-ambivalent gebundene Kinder mit aller Kraft versuchen die Beziehung zu ihrer Bezugsperson zu verstärken, sind sie am stärksten von der Trennung zu ihrer Bezugsperson betroffen.

Analyse des kindlichen und des mütterlichen Verhaltens

Analyse des kindliches Verhaltens

Um das kindliche Verhalten zu erfassen, wurden im Laufe der Studie drei siebenstufige Ratingskalen entwickelt. Man unterscheidet hierbei zwischen dem Strukturierten Handeln, der Nutzung sozialer Ressourcen und dem Kontakt zur Mutter. Die Skala Strukturiertes Handeln beinhaltet die kognitiven Komponenten und sie dient der Beschreibung des direkten aufgabenbezogenen Verhaltens. Sie bezieht sich auf ziel- und lösungsorientiertes Handeln. Bei einem Kind, das den Wert 7 auf dieser Skala erreicht, wirkt der Lösungsprozess geplant und strukturiert.

Die Skala Nutzung der sozialen Ressourcen beschreibt das Verhalten des Kindes gegenüber der Bezugsperson. Bei dieser Skala wird gemessen, inwieweit ein Kind in der Lage ist, zwischen hilfreicher und übertriebener mütterlicher Unterstützung zu unterscheiden. Es verwendet die hilfreiche Unterstützung der Mutter, um somit zur Lösung des Problems zu gelangen und es lehnt unpassende Hilfestellungen der Mutter ab.

Nicht aufgabenbezogene emotionale Regulationen werden in der Skala Kontakt zur Mutter erfasst. Hiermit ist die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind gemeint. Zur Auswertung des Ergebnisses werden verschiedene Aspekte, bezogen auf das Verhalten des Kindes, betrachtet. Unter anderem der körperliche Kontakt, die Räumliche Nähe bzw. die Distanz, der Blickkontakt zwischen Mutter und Kind, die verbale Kommunikation und die Zu- und Abgewandtheit.

Analyse des mütterlichen Verhaltens

Um das mütterliche Verhalten zu erfassen, wurden im Laufe der Studie zwei neunstufige Globalskalen entwickelt. Die Skala Emotionale Unterstützung dient der Aufzeichnung, inwieweit die Mutter auf die emotionalen Bedürfnisse des Kindes eingeht und ob sie das Kind durch Hilfestellungen zur Problemlösung motiviert. Der Wert neun auf der Skala zeigt, dass die Mutter dem Kind hilfreich zur Seite steht, dem Kind Mut macht und seine Fehler toleriert.

Weiters wurde noch die Skale Instrumentelle Unterstützung entwickelt. Diese beschreibt die Hilfestellung der Mutter zur Lösung der Aufgabe. Die Mutter erklärt dem Kind, in für das Kind verständlichen Sätzen, wie es zur Lösung der Aufgabe kommt. Somit dient die Hilfe der Mutter als Ansatzpunkt.

Einfluss des mütterlichen Unterstützungsverhaltens

Damit man das kindliche Verhalten in Verbindung mit dem Verhalten der Mutter bringen konnte, wurden Korrelationen zwischen diesen beiden Parametern berechnet. Dabei kam heraus, dass vor allem die Nutzung sozialer Ressourcen stark von der Qualität der mütterlichen Unterstützung abhängig ist.

Durch die Auswertung der Post-hoc-Tests wurde ersichtlich, dass Kinder mit einer sichern Bindung fähiger waren, soziale Ressourcen zu nutzen, anders als vermeidende und ambivalent gebundene Kinder.

 

Quelle

Geserick, B. & Spangler, G. (2007). Der Einfluss früher Bindungsverfahren und aktueller mütterlicher Unterstützung auf das Verhalten von sechsjährigen Kindern in einer kognitiven Anforderungssituation. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2, 86-102.

 

 


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