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Wie Gehirne laufen lernen oder: „Früh übt sich, wer ein Meister werden will!“

 

Die Verknüpfung von Lernen, Spielen und Emotionen
Der „Lerntrieb“ der Kinder ist angeboren und man kann sagen, dass das Gehirn von Geburt an „lernsüchtig“ ist. Kindern ist es wichtig möglichst viel zu erkunden und zu lernen, deshalb macht ihnen das Lernen und Spielen von Geburt an viel Freude und sollte unterstützt werden. Daher sind zu dieser Zeit vor allem die Eltern und Pädagogen gefragt, dem Kind auf spielerische Weise möglichst viel beizubringen, da dies für das schulische Lernen von großer Bedeutung ist. Vor allem im Kindesalter stellt Lernen und Spielen eine wichtige Kombination dar. Auch positive Erfahrungen, wie zum Beispiel Erfolg oder Lob, beim Lernen oder auch Spielen, sind für das kindliche Gehirn sehr wichtig. Es werden Glücksgefühle hervorgerufen und die Hirnfunktion erhöht sich (vgl. Braun & Meier 2004, S.507ff). Kinder entwickeln im Spiel eine Vorstellung von Zeit und Kausalität, Phantasie und Kreativität entstehen auf der Grundlage von Wissen, sie bekommen an Hand imaginärer Freunde und Welten eine Vorstellung davon, wie die Welt funktioniert. In unglaublicher gedanklicher Freiheit lernen Kinder so auch das Unmögliche.

Das Fundament: Frühes Lernen prägt die Netzwerke des Gehirns
Die „Bildung von Anfang an“ verbessert nicht nur den Schulbeginn und Schulerfolg des Kindes, sondern hinterlässt auch wichtige positive Spuren im Gehirn, welche für die Entwicklung von großer Bedeutung sind. Somit beginnt Bildung schon weiter vor der schulischen Ausbildung, nämlich bereits in den ersten drei bis fünf Lebensjahren. Diese Zeit wird auch als kritisches oder sensibles Zeitfenster bezeichnet, hier werden die Denkkonzepte und die emotionale Erlebenswelt angelegt. Es wird somit die „Grammatik“ und die „Sprache“ der Gefühle erworben, was sehr bedeutend für die Entwicklung des Kindes ist. Die Ängste, dass das kindliche Gehirn in seiner Leistungsfähigkeit überfordert wird, sind vollkommen unbegründet, vielmehr besteht die Gefahr einer Unterforderung. In den ersten Lebensjahren kann vieles in kurzer Zeit erworben werden, was mit zunehmendem Alter mehr Zeit beansprucht. Somit beinhaltet das bekannte Zitat „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ durchaus etwas Wahres. Es ist dabei anzumerken, dass sich der Lernprozess  im kindlichen Gehirn deutlich von jenem im erwachsenen Gehirn unterscheidet. Erfahrungen hinterlassen im kindlichen Gehirn deutlich mehr und dauerhafte Spuren, hingegen im erwachsenen Gehirn kommt es nur mehr zu begrenzten Veränderungen (vgl. Braun & Meier 2004, S.507ff).

Die „Hardware“: Befunde aus der neurobiologischen Forschung
Die festgelegten Entwicklungsprogramme werden von der sozialen Umwelt beeinflusst und prägen dadurch die spätere Funktionsweise des Gehirns. Die Informationen der Umwelt werden wahrgenommen, registriert, analysiert und schließlich im Gedächtnis abgespeichert. Es finden somit Wechselwirkungen zwischen den endogenen und exogenen Faktoren im Gehirn statt, wobei die Wirkung der exogenen Faktoren mit dem Alter zunimmt. Die Funktionsweise und Leistungskapazität des Gehirns sind somit nicht genetisch festgelegt, sondern werden von der Umwelt geprägt bzw. modelliert. So wird die Gehirnaktivität bei einer abwechslungsreichen und interessanten Umwelt verstärkt. Es scheint so, als sei das Gehirn in früher Jugendphase noch stärker modellierbar als das erwachsene Gehirn, wodurch Ereignisse und Veränderungen im Gehirn das Verhalten eines Jeden nachhaltig prägen. Vor allem emotionale Erfahrungen, werden im kindlichen Gehirn viel stärker „gespeichert“. Die Umwelteinflüsse in der frühen Jugendphase, können somit eine positive als auch negative Veränderbarkeit des Gehirns mit sich bringen. Forschungen zeigen, dass vor allem die Umwelteinflüsse in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt, das Gehirn am nachhaltigsten prägen. Die spätere Funktionsweise und Leistungskapazität des Gehirns sind daher nicht genetisch festgelegt sondern werden stark von der Umwelt bestimmt. Es können somit sowohl positive als auch negative Gefühlserfahrungen, während der ersten Lebensphase, das Schaltungsmuster im limbischen System beeinflussen, womit gemeint ist, dass beispielsweise der Verlust oder die Trennung der Eltern zu Verhaltensstörungen oder Lernschwächen von Kindern führen kann. Der limbische Schaltkreis im Gehirn kann hingegen auch positiv beeinflusst werden, wodurch es sehr wichtig ist, dass die Eltern und Erzieher die Entwicklung der Kinder fördern (vgl. Braun & Meier 2004, S.507ff).

Quelle

Braun, A. K. & Meier M. (2004). Wie Gehirne laufen lernen oder: „Früh übt sich, wer ein Meister werden will“. Zeitschrift für Pädagogik, 50, 507-520.


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