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Hans Döbert

Flexibel, innovativ und output-orientiert – zu wesentlichen Merkmalen erfolgreicher Schulsysteme

 

Die Folgen von PISA

„PISA hat in der deutschen, aber auch in der internationalen erziehungswissenschaftlichen Diskussion die Frage neu virulent werden lassen, welche Merkmale von Schulsystemen, aber auch welche kulturellen und sozioökonomischen Hintergrundmerkmale für die unterschiedliche „Produktivität“ von Schulsystemen verantwortlich sind“ (Döbert 2005, S.12). Mit diesen Worten beginnt Hans Döbert seinen Artikel zu einem Thema, welches angefacht durch Schulleistungsstudien alla PISA 2000, eine ungeahnte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit genießt. Um nun eine Antwort auf die Eingangs gestellte Frage zu bekommen, stützt sich der Autor auf die Ergebnisse eines Experiments des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung. Dieses vergleicht Schulsysteme in Industrieländern, mit einem sehr guten Abschneiden bei PISA und vergleichbaren Leistungsstudien, untereinander und in Folge mit Ländern deren Ergebnisse eher mäßig waren. Döbert arbeitet nun die gravierendsten Unterschiede heraus und zählt sie in seinem Text auf.

Merkmale erfolgreicher Schulsysteme

Als eines der wichtigsten Merkmale erfolgreicher Schulsysteme sieht der Autor eine kontinuierliche und zielführende Reform- und Innovationspolitik. Dabei steht vor allem die Dezentralisierung von Entscheidungsbefugnissen und die damit verbundene Schulautonomie im Mittelpunkt. Schulen soll die Möglichkeit gegeben werden differenzierte Bildungsangebote, sowie ein eigenständiges Schulbild zu entwickeln. Um dennoch nicht die ganze Kontrolle zu verlieren ist es wichtig einheitliche Bildungsstandards festzulegen, zentrale Tests durchzuführen bzw. die Abhaltung von Evaluationen (vgl. Döbert 2005, S.13 f). Gerade diesem eben genannten Punkt kommt in vielen Ländern mit einem überdurchschnittlich hohen Ergebnis bei Schulleistungsstudien eine hohe Bedeutung zu. So werden vor allem ehe und nachdem grundlegende Änderungen im Bildungssystem beschlossen werden „verschiedene Alternativen jeweils auf ihren bildungspolitischen, -administrativen und praktischen Nutzen“ (Döbert 2005,  S.16) geprüft und nicht wie häufig üblich allein in Hinsicht des politischen Nutzens. Auch die Veröffentlichung dieser Evaluationen bzw. der öffentliche Diskurs tragen zu einer „Konsensbildung über die Entwicklung des Bildungssystems und zu einem aktiven Reagieren auf gesellschaftliche und ökonomische Veränderungen“ (Döbert 2005, S.14) bei.
Ein weiteres wesentliches Kriterium erfolgreicher Schulsysteme spiegelt sich in der inneren Organisation wieder. Die in vielen Ländern Mitteleuropas herrschende Auffassung bezüglich einer frühen äußeren Differenzierung wird zunehmend widerlegt. So scheint die Annahme falsch zu sein, dass eine Schaffung von Gruppen mit einem ähnlichen Leistungsvermögen zu einem höheren Leistungsniveau führt. Es ist eine Tatsache, dass in erfolgreichen Schulsystemen die Schüler länger gemeinsam Unterrichtet werden und eine Aufspaltung meist erst nach dem achten Schuljahr stattfindet (vgl. Döbert 2005, S.14).
Ebenfalls Unterschiede sieht Döbert in Hinsicht der Qualifizierung der Lehrkräfte und insbesondere deren Fortbildung. Während es bei diesem Punkt in vielen Ländern keine generelle Struktur gibt, zeichnen sich erfolgreiche Schulsysteme hier dadurch aus, dass sie oft fixe Fortbildungspläne mit entsprechendem Budget dem Lehrkörper verpflichtend zur Verfügung stellen. Auch spezielle Programme zur Fortbildung von Junglehrern bzw. deren Einführung in die Schule werden vollzogen um diese besser zu integrieren und eine höhere Professionalisierung zu erreichen (vgl. Döbert 2005, S.17).
Des weiteren zeichnen sich gute Schulsysteme nicht zuletzt dadurch aus wie sie mit der Problemgruppe der Migranten umgehen. Eine verbreitete Strategie ist eine „kombinierte Förderung in der Mutter- und Unterrichtssprache“ (Döbert 2005, S.19), um die einzelnen Schüler auf ein ähnliches Niveau zu führen. Auch die Einbindung der Eltern, um die Unterstützungsleistungen auszuweiten hilft und fördert die Integration der Familie in die Gesellschaft (vgl. Döbert 2005, S.19).
Abschließend verweißt Döbert noch auf die jeweilige Gesellschaft eines Landes. So vermutet er, dass die „Leistungskultur“ eines Staates ebenfalls ausschlaggebend ist. Gerade erfolgreiche Schulsysteme finden wir oft in Kulturen mit einer hohen Leistungsbereitschaft „welche eine erhöhte Leistungserwartung seitens der Gesellschaft, vor allem der Eltern, setzt und damit zur Erhöhung der tatsächlichen Leistungen wesentlich beiträgt“ (Döbert 2005, S.22). 

Quelle

Döbert, Hans (2005). Flexibel, innovativ, und output-orientiert – zu wesentlichen Merkmalen erfolgreicher Schulensysteme. Ergebnisse eines vertiefenden Vergleichs der Schulsysteme ausgewählter PISA-Teilnehmerstaaten. Erziehung und Unterricht, 1/2005, 12-23.

 


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