Der Begriff Suizid (Selbstmord oder Selbsttötung) setzt sich aus den beiden lateinischen Ausdrücken sui cadere (sich töten) oder sui cidium (Selbsttötung) zusammen. Dementsprechend nennt sich die Suizidforschung Suizidologie - eine anerkannte, interdisziplinär arbeitende Wissenschaft des medizinischen, psychologischen und sozialwissenschaftlichen Bereichs - und die Person, die einen Suizid begeht, Suizident.
Die Begriffe Suizid und Suizidversuch fasst man unter dem Oberbegriff Suizidalität (Neigung, Selbst"mord" zu begehen) zusammen. Der Suizid ist eine suizidale Handlung mit letalem (tödlichem) und der Suizidversuch eine mit nicht letalem Ende.
Man verwendet bewusst nicht den Begriff Selbstmord, da das Wort Mord impliziert, dass sich der Suizident eines Verbrechens schuldig mache, so wie es bei einem Mord der Fall ist. Da es nicht mehr der heutigen Rechtsprechung nicht mehr üblich ist, einen Suizid zu ahnden, verzichtet man auch auf diesen Begriff. Es gab jedoch Zeiten, in denen der Suizid als Verbrechen bestraft wurde. Selbsttötung wird ebenfalls vermieden, da es nicht jedesmal das Motiv ist, sich wirklich zu töten, denn es gibt auch die suizidale Handlung als Appell oder als Erpressung.
Der Soziologe Emile Durkheim hat als einer der Ersten den Suizid von wissenschaftlicher Seite aus angegangen und eine Definition geliefert: "Man nennt Selbstmord jeden Todesfall, der direkt oder indirekt auf eine Handlung oder Unterlassung zurückzuführen ist, die vom Opfer selbst begangen wurde, wobei es das Ergebnis seines Verhaltens im voraus kannte". Wertvoll ist die Definition Durkheims deshalb, weil sie Handlungen mit Todesfolgen ausschliesst, die von Menschen begangen werden, von denen es heisst, sie seien nicht im Besitz ihrer geistigen Kräfte gewesen und hätten sich falsche Vorstellungen über die Folgen ihres Handelns gemacht. Die Definition erlaubt aber auch Handlungen als Suizide zu, die normalerweise nicht als solche eingestuft würden. Durkheim erkennt im Suizid eine soziale Tatsache, die durch soziale Bedingungen erklärt werden muss.
Mythen zum Suizid
- „Wer von Suizid spricht, tut es nicht." 80% der Menschen, die einen Suizid begehen, kündigen diesen vorher an, d. h., solche Ankündigungen sind immer ernst zu nehmen!
- „Werden Suizidabsichten angesprochen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit ihrer Umsetzung." Gespräche sind für Betroffene entlastend, d. h., die Sorge, durch Nachfragen eine Verschlimmerung herbeizuführen, ist unbegründet.
- „Wer sich wirklich das Leben nehmen will, ist nicht aufzuhalten." Die meisten Suizide erfolgen im Rahmen von Krisen, d. h., professionelle Krisenbewältigung kann Suizide verhindern.
- „Ein Suizidversuch ist nur Erpressung." Jeder Suizidversuch ist ein Hinweis auf die Not der Betroffenen, wobei ebenfalls professionelle Hilfe das familiäre und soziale Umfeld entlastet.
- "Ein Suizid geschieht ohne Vorzeichen." Bei fast jedem Suizid ist nachweisbar, dass er sich im Vorfeld abgezeichnet hat, nur gab es niemanden, der diese Zeichen wahrgenommen oder ernst genommen hat.
- „Wer an Suizid denkt, ist verrückt." Je nach Alter haben 40-80% aller Menschen schon einmal an Suizid gedacht, d. h., Gedanken über das Leben und den Tod sind normal.