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Auswirkung von Scheidung und Trennung auf die Schulleistungen von Kindern

1. Statistik

Die österreichische Scheidungsrate befindet sich gegenwärtig auf einem historischen Rekordwert. Sie betrug im Jahr 2004 exakt 46,1 %. Die Scheidungen betrafen gesamt 15.607 Minderjährige von denen 3.422 zwischen 14 und 18 waren (vgl. Statistik Austria 2005, S. 1).

2. Ursachen von Scheidungen

Die kontinuierlich steigenden Scheidungsraten entstehen durch den Wandel der Einstellung zur Ehe und der an sie gestellten Erwartungen. Durch Geburtenkontrolle nahmen die sozialen und ökonomischen Zwänge eine Ehe einzugehen vor allem für Frauen ab. Häufige Scheidungsgründe sind Fremdgehen, Gewalttätigkeit, Alkoholismus, Streitigkeiten und Kommunikationsschwierigkeiten (vgl. Rottleuther-Lutter 1989, S. 607f).

3. Reaktionen von Scheidungskindern

Es gibt drei verschiedene Arten von Reaktionen: Psychosomatische (Schlafstörungen, Kopfschmerzen), emotionale (Aggressionen) und Änderungen der Verhaltensweisen des Kindes (Schulprobleme, -verweigerung) (vgl. Kardas & Langenmayr 1996, S. 93).

Ausmaß, Schwere und Dauer der Probleme sind sehr unterschiedlich, da Kinder verschieden reagieren und mit Problemen umgehen. Es ist vom Ausmaß des elterlichen Konflikts abhängig. Ausschlaggebend ist auch das Alter. Hier unterscheidet man vier Perspektiven (vgl. Griebel & Oberndorfer 2002, S. 8).

Egozentrische Perspektive (3-6 Jahre): Kinder suchen die Schuld bei sich selbst.

Subjektive Perspektive (5-9 Jahre):        Kinder können ihren Gefühlen Ausdruck verleihen und leiden unter Loyalitätskonflikten.

Reziproke Perspektive (7-12 Jahre):      Kinder verstehen interpersonelle Beziehungen und entwickeln wechselseitige Gefühle.

Perspektive der 3. Person (10-18 J.):     Kinder sehen die Situation aus einer verallgemeinerten Sichtweise (vgl. Griebel & Oberndorfer 2002, S. 5ff).

4. Rolle der Schule in familiären Krisen

Es ist empirisch belegt, dass die Schulleistungen von Scheidungskinder untern denen anderer liegen. Es gibt verschiedenen Theorien, was die Ursache dafür sein könnte. Zum einen, dass der allein erziehende Elternteil arbeiten gehen muss und weniger Zeit für das Kind hat. Das bedeutet, dass das Kind bei den Hausaufgaben meist keine Hilfe bekommt. Zudem haben Scheidungskinder mehr Aufgaben im Haushalt zu verrichten. Die emotionale Belastung des Kindes durch die Scheidung führt auch zu Konzentrationsschwierigkeiten und behindert die Lernmotivation (vgl. Hahn et al. 1994, S. 32f).

Darum ist es notwendig, dass die Schule betroffenen Kindern Hilfe und Unterstützung in dieser schwierigen Situation bietet – ganz nach dem Motto

„Integration statt Isolation, Hilfe statt Tabuisierung“ (vgl. Sartori, S. 3).

Die Auswirkungen von Scheidung/Trennung auf die kognitive Leistung treten im ersten Jahr nach der Trennung auf. Der Einfluss auf die Leistung von Scheidungskindern hält so lange an bis die Scheidungsfamilie wieder reorganisiert und restabilisiert hat. Je jünger die betroffenen Kinder sind, desto massiver wirkt sich die Scheidung/Trennung auf die kognitive Entwicklung aus. Es werden insbesondere mathematisch-logische Fähigkeiten beeinflusst. Außerdem verringert sich die Konzentrationsfähigkeit und Ausdauermotivation bei Scheidungskindern (vgl. Kardas & Langenmayr 1996, S. 122ff).

In der Schule zeigen Scheidungskinder unterschiedliche Verhaltenstendenzen. Einerseits zeigen betroffene Kinder Leistungsverschlechterung, Verhaltensauffälligkeiten, problematische Kommunikation mit Gleichaltrigen und Konzentrationsmangel. Dadurch kann Schule zu einer zusätzlichen Belastung werden. Andererseits versuchen Kinder aus Konfliktfamilien durch Anpassung und Unauffälligkeit in der Schule die Scheidung/Trennung ihrer Eltern zu bewältigen (vgl. Griebel & Oberndorfer 2002, S. 11ff).

LehrerInnen reagieren unterschiedlich auf das veränderte Verhalten betroffener Kinder. Manche reagieren eher negativ, z.B. sinken ihre Leistungserwartungen, wodurch die Beziehung zwischen LehrerIn und Kind leidet. In anderen Fällen kommt es zu einer „positiven Diskriminierung“ der Kinder, d.h. LehrerInnen nehmen übertriebene Rücksicht, die die Kinder negativ beeinflussen kann (vgl. Griebel & Oberndorfer 2002, S. 13).

5. Maßnahmen

Generell gilt: „Wer Probleme hat, macht Probleme!“

LehrerInnen sollen betroffene Kinder in der Krisenphase unterstützen. Dazu ist es notwendig auf Verhaltensweisen von Scheidungskindern richtig zu reagieren. LehrerInnen sollen betroffene Kinder fördern und mit ihnen über Probleme reden. Beispielsweise als Berater fungieren, familienstützende Beziehungen aufbauen und Probleme kind- und altersgerecht kommunizieren (vgl. Sartori, S. 1ff).

Verwendete Literatur

Griebel, W. & Oberndorfer, R. (2002). Scheidung und Trennung. Reaktionen der Kinder und der Schule.
WWW: http://www.familienhandbuch.de/cms/Familienforschung Scheidung_und_Trennung.pdf (06-05-15).

Hahn, J., Lomberg B. & Offe. H. (1992). Scheidung und Kindeswohl: Beratung und Betreuung durch scheidungsbegleitende Berufe. Heidelberg: Roland Asanger Verlag.

Kardas, J. & Langenmayr, A. (1996). Familien in Trennung und Scheidung. Ausgewählte psychologische Aspekte des Erlebens und Verhaltens von Scheidungskindern. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag.

Rottleuther-Lutter, M. (1989). Ehescheidung. In R. Nave-Herz & M. Markefka (Hrsg.), Handbuch der Familien- und Jugendforschung (S. 607-608). Band 1: Familienforschung. Neuwied & Frankfurt/M.: Luchterland Verlag.

Sartori, A. (unbekannt). Trennung der Eltern.
WWW: http://schulpsychologie.lsr-noe.gv.at/
downloads/trennung_scheidung.pdf
(06-05-15).

Statistik Austria (2005). Bevölkerungsentwicklung im Jahre 2005.
WWW: http://www.statistik.at/fachbereich_03/
bevoelkerung_txt.shtml
(06-05-15).


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