Übergänge II … Von der Kindheit zur Jugend

Von nix kommt nix

Wenn ich mich an meine "erste" Jugendzeit erinnere, denke ich an die Zeit im Gymnasium. Der Übertritt von der Volkschule in das Gym war für mich das einschneidenste Erlebnis dieses Lebensabschnittes. Von der kleinen Gemeinde-Volkschule in Alberndorf in der Riedmark in die große Stadt Linz auszuziehen war für die kleine Sandra ein großer Schritt. Plötzlich wurde ich nicht mehr vom Schulbus vor der Haustüre abgeholt und direkt vor der Schule wieder abgesetzt, sondern musste mich bereits um 06:00 Uhr auf einen mindestens einstündigen Schulweg begeben. Schnell wurde mir klar, dass ich von nun an selbst dafür sorgen musste, dass ich auch wieder nach Hause kam. Denn der Postbus wartete nicht auf mich. Wenn ich mal den Bus versäumt habe, blieb mir eine lange Wartezeit nicht erspart. Gott sei Dank wusste ich, dass ich mich immer auf meine Eltern verlassen konnte. So hatte ich - es gab ja noch keine Handies - immer einen Not-Schilling im Geldbörsl. Und es kam nicht selten vor, dass mich meine Mutter abholen musste, weil mir der Bus wieder einmal vor der Nase davon gefahren war.

Aber nicht nur der längere Schulweg war es, der mich nicht mehr ganz so unbeschwert sein ließ. Auch die Noten machten mir zu schaffen. Von der Volkschule war ich gewöhnt, dass ich immer sehr gut mitkam und ich nicht viel lernen musste. Ich glaubte, dass das auch im Gym so weitergehen würde. Nur leider war dem nicht so und ich musste mich gleich im 1. Semester bei 2 Entscheidungsprüfungen beweisen. Glücklicherweise ging alles gut aus. Daraus lernte ich: Von nix kommt nix. Und als ich das auch beherzigte, gings wieder aufwärts mit mir und auch mit meinen Noten.

Am meisten geprägt haben mich in dieser Zeit bestimmt meine Familienverhältnisse. Ich habe einen Bruder, der um 8 Jahre jünger ist als ich. Meine Eltern waren beide immer vollzeit berufstätig. Daher habe ich oft auf meinen kleinen Bruder aufgepasst und musste für uns beide vernüftig sein. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich der großen Versuchung des Rauchens bis heute widerstanden habe. Trotzdem verlagerten sich meine Interessen in dieser Zeit natürlich verstärkt auf Jungs und ausgehen.

Die wichtigsten Personen waren für mich in diesem Lebensabschnitt meine Eltern. Auch wenn ich mich - wie wahrscheinlich jeder Teenager - nicht immer von ihnen vertanden fühlte, wusste ich, dass ich mit jedem Problem zu ihnen kommen konnte. Das gab mir den nötigen Rückhalt und das nötige Selbstvertrauen.

Ohne Titel

Der Übergang von der Kindheit zur Jugend war bei mir nicht durch gravierende Ereignisse geprägt. Vielmehr war es ein langsamer Prozess, der durch viele kleine Veränderungen stattgefunden hat.

In der Volksschule hatte ich einen relativ großen Freundeskreis bei dem sich niemand um die Konsequenzen bei diversen Streichen kümmerte. Meine Eltern brachten mich jeden Morgen zum Schulbus und sorgten auch dafür, dass ich nie irgendwo zu spät kam. Eigenständigkeit und Verantwortungsbewusstsein waren völlig fehl am Platz.

In der Hauptschule änderte sich die Situation allmählich. Es bildeten sich mehrere kleine Interessensgruppen und es spielte auch immer mehr eine Rolle welches Ansehen man in der Klasse hatte und was andere über einen denken. Außerdem wollte man nicht zu oft mit den Eltern gesehen werden und so musste ich wohl oder übel selbstständiger werden. Die Mädchen wurden auch immer interessanter und da es allen Burschen gleich ging, besprach ich bestimmte Probleme nicht mehr mit meinen Eltern sondern mit meinem besten Freund.

Als ich mit 12 Jahren noch eine kleine Schwester bekommen habe, wurde von mir auch mehr Verantwortung erwartet. Die Tatsache, dass meiner Schwester teilweise mehr Aufmerksamkeit als mir gewidmet wurde störte mich weniger, da ich selbst einsah, dass ein kleines Kind mehr Zuwendung benötigt. Als sie allerdings ein paar Jahre älter wurde kam es durchaus vor, dass ich zu Hause auf meine Schwester aufpassen musste anstatt mit Freunden etwas zu unternehmen, was teilweise zu Unstimmigkeiten führte.

Mit 15 Jahren wechselte ich dann in die HAK Schärding. Die Umstellung, einen neuen Freundeskreis in der Schule zu haben, fiel mir nicht besonders schwer, da der Kontakt mit meinen Kollegen aus der Hauptschule noch weiterhin bestand. Es begann die Zeit des Ausgehens und ich glaube spätestens zu diesem Zeitpunkt habe ich mich endgültig von meinen Eltern abgenabelt. Sie fragten sich auch nicht mehr „Wie bringen sie mich wohin?“ sondern eher „Komme ich rechtzeitig nach Hause?“.


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